Nah dran: Der Saalfelder Peter Rossow hat bei „Deutschland sucht den Superstar“ mitgesungen – und dabei einige Erfahrungen gesammelt.
Es ist die Stimme! Wenn Peter Rossow sich am Telefon meldet, dann weckt das Erinnerungen an frühe Filme mit Robert de Niro oder Harvey Keitel und deren deutschen Synchronsprecher Christian Brückner, auch „The Voice“ genannt, die Stimme. Wie drückt es Robert de Niro als „Vito Corleone“ in „Der Pate II“ aus? Legendär und unvergessen: „Ich mach ihm den Vorschlag so, dass er ihn nicht ablehnen kann....“
Peter Rossow spricht mit voller, sonorer und tiefer Stimme, so, wie jemand spricht, der eine Radio-Reportage rüberbringt oder ein Hörspiel oder einen Werbe-Clip für eine Lebensversicherung. Oder eben wie ein Mafia-Pate – oder so, wie wir denken, dass ein Mafia-Pate spricht.
Der 26-Jährige weiß von der Wirkung seiner Stimme. Er lebt von ihr, sein Geld verdient er in einem Call-Center – und auf der Straße. Peter Rossow ist Straßenmusiker, in Jena oder in Rudolstadt steht er mit der Gitarre in der Einkaufsmeile und singt. So zeigen es seine Videos auf Youtube und sie zeigen eines: Singen kann er! Was kein Wunder ist, mit der Stimme. „Peter auf der Straße“ nennt er sich dann und gern singt er Lieder der Band AnnenMayKantereit (AMK), was wiederum kein Zufall ist, denn deren Sänger, erzählt Peter Rossow am Telefon, „hat eine Stimme wie ein V8-Motor“. Liebhaber hinreichend motorisierter Autos wissen sofort, wie das gemeint ist.
In gewisser Weise ist Peter Rossows Talent nun entdeckt worden. Die Redaktion der RTL-Fernsehsendung „Deutschland sucht den Superstar“ hat sich bei Peter Rossow gemeldet und ihn zum Mitmachen eingeladen. Und weil Peter Rossow zusagte und mitmachte und Saalfelder ist, hat sich das Public-Relation-Büro von RTL nun mit einer Pressemitteilung an die OTZ gewandt. Schließlich läuft die Sendung im neuen Jahr auf RTL und womöglich kommt es dabei auch ein wenig auf die Zahl der TV-Zuschauer an. Weshalb es wahrscheinlich auch wünschenswert ist, wenn vorab in den jeweiligen Regionalzeitungen über den DSDS-Auftritt des jeweiligen Lokalmatadoren berichtet wird. Der Tenor der Mitteilung lautet jedenfalls so: „Und auch ein Gesangstalent aus Ihrer Region wird in der ersten Folge am 3. Januar zu sehen sein.“
„Es ist nicht wichtig, ob ihr gute Sänger seid.“
Ob Peter Rossow, ein gelernter Bankkaufmann, überhaupt ein Saalfelder ist, das weiß er selbst nicht so genau. Er sei erst vor zwei Jahren in die Feengrottenstadt gezogen. Ursprünglich komme er aus Stendal. Als wir miteinander telefonieren, ist die Sendung längst im Kasten und Peter Rossow schon zurück aus Köln. Längst arbeitet er wieder in seinem Call-Center, denn ein „Superstar“ ist er nicht geworden. Das ist vielleicht auch deshalb schade, weil Peter Rossow mit seinem DSDS-Auftritt auch eine ganz private Hoffnung verband, will man der RTL-Mitteilung glauben schenken. Demnach ist Peter Rossow dreifacher Vater, doch erst jüngst habe sich seine Frau von ihm getrennt. Nun hoffe er, dass seine Frau den Auftritt im Fernsehen sehen wird. Der Mitteilung zufolge formuliert Peter Rossow seine Hoffnung so: „Ich kämpfe darum, dass wir wieder zueinanderfinden. Das ist mein großes Ziel.“
Es kommt noch besser: RTL zufolge habe DSDS-Chefjuror Dieter Bohlen (63) von Peter Rossows Geschichte Wind bekommen und der Saalfelder in ihm „einen unverhofften Verbündeten“ gefunden. Bohlens Verhältnis zu Frauen gilt als speziell; der ehemalige Modern-Talking-Star soll zu Rossow gesagt haben: „Das ist ja oft so, wenn die Frauen schwanger sind, dann spielen die Hormone leicht verrückt. Wer weiß das besser als ich.“ Der „Pop-Titan“ soll hinzugefügt haben: „Ich kann dir da nur Trost spenden, das gibt sich oft. Da muss man Einfühlungsvermögen und Empathie der Frau gegenüber zeigen und sich selbst ein bisschen zurückstellen.“ Der Rat ist gut, die Pointe sitzt.
Gewonnen hat Peter Rossow mit seinem AMK-Song „Oft Genug“ also nicht. Zwar kam er in die Top-50, ist aber „in der vierten Runde ausgeschieden“, wie er der OTZ berichtet. Als wir miteinander sprechen, hat er sein Ausscheiden schon ein wenig verkraftet. Er sagt: „Diese Erfahrung nimmt mir niemand weg.“ Er sagt auch: „Es ist nichts für mich.“ In Erinnerung wird ihm auch bleiben, dass Dieter Bohlen „jede Viertelstunde geschminkt wird“. Ein wenig desillusionierend war das offenbar schon. Der Produktionsleiter habe gleich gesagt: „Es ist nicht wichtig, ob ihr gute Sänger seid.“ Es ginge nur um eine gute Show; um „eine markante Außenwirkung“. Auf die Frage, ob er die nicht habe, die „markante Außenwirkung“, erklärt Peter Rossow offen: „Ich bin Familienvater“ und „Ich sehe aus wie ein Bankberater.“
Aber die Stimme! Auf jeden Fall will Peter Rossow weiter Musik machen. „Musik ist mein Ding!“ Und wer weiß, wohin ihn seine imposante Stimme noch bringen wird.